Die Ausgrenzung von İlker Çatak
İlker Çatak, dessen Film DAS LEHRERZIMMER für den Oscar nominiert ist, ist stinksauer und wir sollten ihm alle zuhören. In der Zeit schreibt er (€):
Denn einen Tag später macht mich mein Produzent auf die gesamte Berichterstattung aufmerksam: Sandra Hüller und Wim Wenders, beides tolle Kolleginnen, die ich sehr bewundere, sind auch nominiert und werden immer wieder als "die zwei Deutschen bei den Oscars" genannt und gefeiert. Doch mein Name fällt kaum. Eigentlich gar nicht.
Ich mochte seinen Film ziemlich und muss trotzdem feststellen: Auch bei mir hat die von Çatak absolut zu Recht kritisierte Form der Berichterstattung sozusagen Eindruck hinterlassen. Denn denke ich an die anstehende Oscar-Verleihung aus deutscher Perspektive, sehe ich vor meinem inneren Auge Sandra Hüller, komme dann irgendwann auch auf Wim Wenders, aber die Tür zu DAS LEHRERZIMMER macht mein Hirn eher selten auf.
Im vom Stern wahnsinnig unsouverän geführten Interview – als ob die Hamburger selbst nicht Teil der von Çatak kritisierten Medien wären – formuliert der Filmemacher unmissverständlich, welche gesellschaftlichen Folgen dieser gedankenlose Umgang mit Menschen wie ihm hat.
Stern: Sind Sie stolz auf Ihre Oscar-Nominierung?
Çatak: Ach, der Oscar! Bleiben wir doch mal beim Thema: Warum gab es nie eine Geschichte in den Medien, die in etwa so hätte aussehen können: Das Enkelkind eines Bauern, der erst in Deutschland lesen und schreiben lernte, holt uns nun eine Oscar-Nominierung? Das hätte mal eine schöne Geschichte zum Thema Migration sein können. Aber das hat Sie alle nicht interessiert. Sie interessiert der deutsche Erfolg, und erst wenn ein Verbrechen oder andere Katastrophen passieren, gibt es Headlines zur Migration.