Gesehen: Selena Gomez: My Mind & Me (2022) - PR mit Seelenstriptease

Wie schon mit Apples BILLIE EILISH: THE WORLD’S A LITTLE BLURRY habe ich mich auch mit SELENA GOMEZ: MY MIND & ME sehr schwer getan. Einerseits halte ich es für extrem wichtig, über psychische Erkrankungen zu sprechen, sie sichtbar zu machen und so zur Entstigmatisierung beizutragen. Und wenn Gomez das tut, wenn man als Zuschauer*in in ihren Abgrund blicken kann, dann ist das sehr direkt, ungeschönt und ehrlich.
Die filmischen Zwischentöne hingegen irritieren mich über alle Maßen und zertrümmern das mit fast schon schonungsloser Offenheit aufgebaute Kartenhaus. Denn wenn die ehrlichen Momente gebrochen werden von durch Gomez selbst eingelesenen und möglichst tiefgreifend klingenden Tagebuchzitaten, während sie sich im Hintergrund fast schon lasziv in der Badewanne räkelt, dann ist das kein Stilmittel, sondern ein Werbeclip. Das hat nichts mit einem Einblick in Selena Gomez’ Seele, sondern nur mit der Zementierung eines sorgfältig zurechtgelegten Images zu tun. Denn der Film ist immer noch von Interscope – ihrem Label – mitproduziert worden.

