Die Challenge in dieser Woche ist, einen bisher ungesehenen „Cinéma du Look„- Film zu schauen.
LA FEMME NIKITA ist ein durchweg reaktionärer Film. Wer den Regeln des Staates folgt, sich der Staatsmacht bedingungslos unterordnet, wird sogar von den Toten zurückgeholt. Die Vorstellung, das System als ihm entgegenstehend – also mehr oder weniger als Soziopath – von innen heraus auszuhöhlen, ist naiv. Genauso wie die Vorstellung, dass das System und insbesondere der Staat dein Freund ist. Freundschaft gehört nicht zu seinen Aufgaben.
Aus Druck gewachsene Konformität verleiht nur oberflächliche Macht innerhalb der systemischen Spielregeln, macht einen letztlich zu einem bloßen Werkzeug der Mächtigen.
LA FEMME NIKITA hat kein Interesse daran, das System einzureißen. Entweder man ist ein Teil davon oder tot. Es wird kein ernsthafter Ausweg gezeichnet, was letztlich alles in verzweifeltem Zynismus und Nihilismus zergehen lässt.
Davon abgesehen war es noch nie Luc Bessons Stärke, mehrdimensionale Frauenrollen zu schreiben. Trotzdem hat er mit LA FEMME NIKITA einen markanten Fußabdruck im europäischen Action-Kino der 90er hinterlassen – nicht zuletzt durch die interessante, wenn auch im Verlauf des Films sich zunehmend abnutzende Vorliebe für Dolly-Shots mit tiefen Weitwinkeln, auf die wahrscheinlich selbst ein Terrence Malick neidisch wäre.