Gesehen: Alex Wheatle (2020)
In dieser Vignette steckt so viel, das sich aufzudröseln lohnt. An manchen Themen rauscht Steve McQueen vorbei, eine Handvoll rückt er mehr ins Zentrum und andere werden nur implizit verhandelt. Es ist ein kurzer Abriss eines Lebens, in dem sowohl dem Protagonisten als auch uns – mir auf jeden Fall – als Publikum die immense Bedeutung von Bildung vorgehalten wird.
Aber wie zu Bildung kommen, wenn man bereits als Kind in einem Bildungs- und Pflegesystem steckt, das dich für die Fehler anderer bestraft, dich ausgrenzt, deine Talente nicht fördert, dir Chancen und Möglichkeiten verbaut? Das ist der strukturelle, dehumanisierende Rassismus.
Der ignorante Blick einer weißen Mehrheitsgesellschaft, deren Teil ich hier auf jeden Fall auch bin, verwechselt hier schnell die Rassismuserfahrungen dieser Menschen als verbindendes Element. Vor dieser Kulisse berührt es umso mehr, wie Steve McQueen hier die immense Bedeutung eines Zugehörigkeitsgefühls herausarbeitet – über das Zelebrieren von Musik, Literatur, Essen und (blutsverwandter oder gewählter) Familie. Es ist auch die Diskriminierung, die die Menschen eint, aber nie definiert.
★★★½☆