Gesehen: Geschwister – Kardeşler (1997)

Gesehen: Geschwister – Kardeşler (1997)
(c) ZDF, Trans-Film

Mal kurz abseits der in verschiedenen migrantischen Generationen erzählten Geschichte, verhandelt Thomas Arslan hier ganz grundlegend, was es bedeutet, ein guter Mensch zu sein. Wie wird man ein guter Mann – mit blinder Familientreue, Macho-Gehabe und emotionaler Verschlossenheit? Oder sind nicht vielmehr diejenigen „richtige“ Männer, die Gefühle und sich verletzlich zeigen und Verantwortung übernehmen? Was bedeutet es, eine unabhängige Frau zu sein? Wie lässt sich als Frau ein selbstbestimmtes Leben führen? Wie handeln gute Väter und Mütter?

Das sind die drängenden (Coming-of-Age-)Fragen, die diesen Film vor allem ausgemacht haben. Sie gelten universelle und losgelöst von der migrantischen Perspektive – und sind, das sollte niemals vergessen werden, gleichzeitig untrennbar mit ihr verwoben.

So, und zum Schluss komme ich leider nicht ohne ein bisschen Erbsenzählerei aus: Ich finde, der Film steht sich vor allem wegen Savas Yurderi aka Kool Savas oft selbst im Weg. Diese riskante Besetzungsentscheidung will nicht so recht aufgehen. Oft musste ich an meine eigene Schulzeit zurückdenken – unfassbar nervös vor der gesamten Klasse stehend, um ein Gedicht auswendig aufzusagen. Dann entfleucht der Stimme das Selbstbewusstsein und die Betonung verfällt in ein gekünstelt-kitschiges Singsang. Und das passiert auch hier mit Yurderi. Damit fällt er selbst in dieser gestelzten und kühlen Dialogästhetik der Berliner Schule irritierend aus der Reihe.

★★★½☆

DE, R: Thomas Arslan, D: Savas Yurderi, Mariam El Awad, Serpil Turhan, Tamer Yiğit, Bilge Bingul, Trailer, Wikipedia
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