Die Challenge in dieser Woche ist, einen bisher ungesehenen Film von Powell und Pressburger zu schauen.
A CANTERBURY TALE erzählt von der Sinnsuche im Krieg und im weiteren Sinne im eigenen Leben und nach jenem Selbst, das von den Unmenschlichkeiten des Krieges zerstört wurde. Die Geschichte beschreibt sowohl eine sinnbildliche als auch eine tatsächliche Pilgerreise, den Kampf um Emanzipation, Geborgenheit und Erfüllung.
Bereits wenige Minuten nach Beginn des Films setzen Emeric Pressburger und Michael Powell einen Match Cut ein, dessen Wirkung dem berühmten aus Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY verdammt nahe kommt. Und das will etwas heißen. Während in Kubricks Meisterwerk der Menschenaffe einen frisch als Waffe entdeckten Knochen in die Luft wirft und das Motiv durch einen Match Cut zu einem Satelliten in der Erdumlaufbahn wechselt, setzt A CANTERBURY TALE nicht auf die Abbildung technologischer Entwicklungen über eine Zeitspanne von mehreren Millionen Jahren. Dafür steht der Niedergang der Zivilisation im Zentrum, der einen im Wind über einer Reihe ausgelassener Pilger:innen gleitenden Vogel einem über die englische Idylle hereinfallendes Jagdflugzeug voranstellt und einen Soldaten an die Stelle eines Pilgers treten lässt. Die Pferde der Pilger:innen sind jetzt Panzer, die religiöse Klassenfahrtutopie dem Grauen des Krieges gewichen.
Zusammen mit exzellenter Kameraarbeit sind es Szenen wie diese, die A CANTERBURY TALE mit einer potenziell außergewöhnlichen Wirkmacht ausstatten. Der Film porträtiert die Sehnsucht nach einfacheren Problemen, die für meinen Geschmack jedoch leider immer etwas zu sehr mit Klamauk und überzogener Culture-Clash-Comedy ihr Ziel aus den Augen verliert und zu oft in uninteressante Richtungen abbgiegt.