Die Challenge in dieser Woche ist, einen bisher ungesehenen und in einer der Top-10-Listen von YourMovieSucks auftauchenden Filme zu schauen.
Mit THE SAVAGES streicht Tamara Jenkins wunderbar heraus, wie viel Unbeholfenheit in unser aller Leben steckt und in wievielen absonderlich-komischen und gleichermaßen tragischen Situationen diese durchscheint – etwa, wenn Laura Linney und Philip Seymour Hoffman mit ihrem Vater über dessen für das Pflegeheim benötigte Patientenverfügung sprechen. Doch der kann aufgrund seiner fortschreitenden Demenz die Situation jedoch nicht mehr komplett verstehen und wundert sich stattdessen darüber, welches Hotel denn ein solches Dokument verlangt. Dann ist das gleichzeitig tieftraurig und urkomisch.
Es ist die gleiche komische Tragik, in die Jenkins später mit PRIVATE LIFE und dem Leben eines Paares eintaucht, das versucht, durch künstliche Befruchtung ein Kind zu bekommen. Die Filmemacherin konfrontiert ihre ProtagonistInnen permanent mit ihrer eigenen Vergänglichkeit, ohne sie in Lebensgefahr zu bringen – in THE SAVAGES mit dem letzten noch lebenden Elternteil, das langsam aus dem Leben schwindet und dem damit verbundenen Gefühl der Machtlosigkeit.
Das vermischt Jenkins mit einer unterliegenden Melancholie und fast schon romantisierten Erinnerungen, die gleichzeitig schmerzen und sich wie ein vertrautes Nest anfühlen.
Jenkins hat es gemeistert, alltäglichliche Momente und normale (≠ kleine) Probleme so zu zeigen, wie sie sich für uns alle in ähnlichen Situationen anfühlen: außergewöhnlich, monumental und überwältigend. THE SAVAGES wird deshalb zu großartiger Kunst, weil der Film einfühlsam und tief aus unserer Seele schöpft, uns gleichzeitig Einzigartiges und Vertrautes fühlen lässt.